Handlung
Hella Moormann (Katja Riemann) ist Apothekerin und träumt den Traum vieler Frauen: Sie möchte einen Mann, Kinder und ein großes Haus. Die Gelegenheit, zu all dem zu kommen, präsentiert sich unverhofft, als sie Levin Graber (Jürgen Vogel) kennenlernt, dessen reicher Großvater zur Zeit nicht besonders gut auf ihn zu sprechen ist, da er gerade seinen neuen Mercedes in einen Schrotthaufen verwandelt hat. Levin muß bei Großpapa den Gärtner spielen, um seine Schulden abzuarbeiten und ist ziemlich sauer. Und eigentlich will er gar nicht warten, bis Opa auf natürliche Art und Weise das Zeitliche segnet und ihm Haus und Geld vererbt. Seine neue Damenbekanntschaft kommt ihm da sehr gelegen, verfügt sie doch als Apothekerin über all die Mittelchen, die er so dringend braucht. Gesagt, getan. Levin studiert schließlich Zahnmedizin und weiß sich zu helfen: Das Gift wird fachgerecht in Opas Gebiss verstaut, und schon geht es ans Erben. Leider hat er die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn Großpapa hat inzwischen sein Testament geändert und will seinen Enkel nur dann an seinem Reichtum teilhaben lassen, wenn dieser die reizende Hella Moormann innerhalb eines Jahres ehelicht.
Damit nimmt das Verhängnis seinen Anfang. Nach der Hochzeit finden sie im Haus des Großvaters dessen Haushälterin Margot Krosmansky (Isabella Parkinson) vor, die sich alsbald daran macht, Levin zu verführen. Außerdem nistet sich ihr Mann Dieter (Richy Müller) ebenfalls im Hause ein, was der Ehe von Hella und Levin nicht eben zuträglich ist.
Filmkritik | Die Apothekerin
Der Film "Die Apothekerin", der nach dem Roman von Ingrid Noll entstand, gehört zu den "etwas anderen" deutschen Filmen. Katja Riemann, die dem Kinogänger vor allem aus leichten Komödien wie "Abgeschminkt" und "Ein Mann für jede Tonart" bekannt sein dürfte, präsentiert sich hier in einem ganz neuen Licht als Charakterdarstellerin. Ist Hella zunächst noch über Levins Pläne entsetzt, so entwickelt sie im Lauf des Films selbst einen starken Hang zum Makaberen und findet schließlich nichts mehr dabei, unbequeme Zeitgenossen/innen aus dem Weg zu räumen. Die Wandlung, die sie durchmacht, ist erstaunlich, auch wenn sie ihr eigentliches Ziel, nämlich einen Mann und Kinder zu haben, niemals aus den Augen verliert. Der Schluss ist vielleicht das größte Defizit des Drehbuchs: Warum holt sich eine Frau, die sich solche Mühe gegeben hat, ihre Mitbewohner loszuwerden, sofort wieder einen Mann ins Haus?! Sie hätte zumindest eine Zeitlang ihre Unabhängigkeit genießen können, zumal sie dank Großpapas Erbe jeglicher finanzieller Sorgen bar war. Aber hier musste wohl das gängige Klischee herhalten, dass eine Frau ohne Mann und Kinder einfach nicht glücklich sein kann.
Davon abgesehen ist der Film "Die Apothekerin" jedoch durchaus sehenswert. Die männlichen Hauptrollen sind ebenfalls gut besetzt mit Jürgen Vogel und Richy Müller, die überzeugend einmal widerlich und arrogant, dann wieder rührend sind. Wobei ihnen weder das eine noch das andere viel nützt. Wer sich den Film ansehen will, sollte über eine gute Portion schwarzen Humors verfügen und nicht allzu zimperlich sein. Es darf auch ruhig einmal an makabren Stellen gelacht werden, das dürfte durchaus im Sinne der Drehbuchautoren sein.
Filmkritik von Monika Hübner